Archiv für den Monat: April 2017

Es geht los!

Im Sommer geht es los. Und dann kommt der erste Brief aus Amerika.

Sonntag, 7. August 1983

Der erste Brief aus Amerika

Liebe Simone,
noch sitze ich im Flieger. Von Düsseldorf ging es über Frankfurt nach Miami. Eigentlich sollte der Flug von Frankfurt über Düsseldorf nach USA gehen, und ich wollte dann in Düsseldorf zusteigen. Aber dann ist er doch in Düsseldorf gestartet. – Ist das ein günstiges Zeichen?
Im fliegenden Kino läuft gerade „Der Windhund“ mit Jean Paul Belmondo. Als fleißige Kinogängerin kennst Du den Film bestimmt schon. Ich habe mir den Film meist in Englisch angehört. Im englischen heißt der Film übrigens „Cop or Crook“, also ganz anders.
Toll war es die Bahamas vom Flugzeug aus zu sehen. Aber das war’s dann auch.
Landungspause! – Der Flug schien gar nicht so lange zu dauern. Es gab öfter eine Abwechslung. Aber schön, doch endlcih angekommen zu  sein!

Jetzt geht es weiter:
Die Landung und so war problemlos. Nett war noch der Beamte bei der Einwanderungskontrolle. Er meinte, jetzt würde ich ihm besser gefallen. – Er bezog sich auf das Foto im Pass. Das ist ja auch grauslich.  Den Kommentar hatte der Typ bei der amerikanischen Botschaft auch von sich gegeben! – Der erste Eindruck vom Empfang war prima: Teppichboden überall, indirekte Beleuchtung richtig chic.

Tja, nachdem ich den Koffer hatte, fehlte nur noch Gary. Fehlanzeige, drinnen wie draußen. Aber sei beruhigt, wir haben noch zueinander gefunden. Draußen auf dem Gehweg. Da kam dann erst mal die Umarmung zur Begrüßung. Wußtes Du, daß der Flughafen zwei Ausgänge hat? Er stand zunächst am Anderen.

– Eigentlich schon komisch. Ein Flughafen hat ja reichlich Ein- und Ausgänge. Aber damals hatte sie wohl einen anderen Eindruck. Ist ja auch schon eine ganze Weile her. –

Anflug auf Florida

… Fortsetzung folgt …

1983 – kleiner Rückblick

Björn Borg erklärt seinen Rücktritt vom Profisport, der 1. FC Köln holt den DFB-Pokal (ist immer noch in der 1. Bundesliga), da gab es die Uhrenmarke Swatch und deutschlandweit wird BTX kennt kaum noch einer gestartet.
Ach, und Rod Stewart hatte einen Nummer Eins-Hit in Deutschland mit Baby Jane, Peter Schilling mit  Major Tom (Völlig Losgelöst) und Robin Gibb mit Juliet.
Und Loui de Funès, Tennessee Williams, Gloria Swanson, Rolf Stommelen, Hennes Weisweiler und – nicht zu vergessen – Charlie Rivel sind gestorben. Bestimmt fallen mir noch mehr Namen ein.

 

Visum und mehr

Der erste Brief von ihr war allerdings noch aus Deutschland. Sie benötigte ein Visum für die Staaten und ist zur Amerikanischen Botschaft gefahren. Im Formular hatte sie die Adresse von Gary in Florida angegeben. Und was macht der Beamte hinter Glas? Er fragte Helene, ob sie beabsichtige in den Staaten zu heiraten! Sie hat die Möglichkeit entschieden abgelehnt.

Ansonsten schreibt sie lediglich welche Literatur sie sich besorgt hat (siehe Liste) und wie ihre Planung aussieht.

Der Brief liegt vor mir und ich nippe an meinem Glas Wein. Was ich damals am meisten an ihr bewunderte, war, dass sie alleine losfuhr. Sie wollte in den USA wohl mit den Amerikanern was unternehmen, aber trotz allem, war sie erst mal alleine unterwegs. Vielleicht bewundere ich das heute noch an ihr. Aber wahrscheinlich nur jetzt, weil ich wieder an die Geschichte denke. Ist ja auch Geschichte. 1983.

 

Im Café

Damals im gemütlichen Café in Münster, das mit dem Gewühle auf dem Platz davor, gar nicht mehr so gemütlich war. Gleich vom Bahnhof aus bin ich zum Treffpunkt mit Helene gegangen. Und dann sitzen wir  bei einem Kaffee und Helene erzählt voller Begeisterung: „Ich fahre für sechs Wochen nach Amerika!“ Meine erste Reaktion war: „Für den 1. April ist es zu warm.“ Sie lächelt mich versonnen an.  „Du meinst das ernst!?“

Heute erscheint die Entscheidung gar nicht so besonders, aber zu der Zeit war es nicht so üblich alleine nach Amerika in die Vereinigten Staaten zu reisen. Vor allem nicht für sechs Wochen.

Sie ist dann wirklich nach Amerika geflogen. Erst mal nach Florida. Dort hatte sie den ersten Amerikaner von insgesamt vieren, die alle in ihrem Studentenwohnheim gewohnt hatten. Um sie zu besuchen musste sie nach Florida und auch nach Wisconsin, was im Norden der Vereinigten Staaten liegt. Dazwischen liegen reichlich öde, lange Kilometer oder Meilen. Auf jeden Fall jede Menge Entfernung.

Noch beim Umzug

Die Schuhkartons standen in der Kammer auf dem obersten Brett. Da hab ich kaum hingesehen. Und jetzt entdecke ich die Briefe. Dabei schreibt heute kaum noch einer Briefe. Das geht doch alles per E-Mail. Schneller, gleich präsent und auch lästig. Und die lagern später nicht in einem Stiefelkarton, bestimmt nicht. Das muss ich erst mal durchgehen. Dafür sind die Mail-Ordner dann voll.

Ein kleiner Stapel ist von Wolfram aus Marburg. Mann, ist das lange her. Die können auf jeden Fall aussortiert werden.
Ziel: Die Papiertonne.
Aber dann entdecke ich sie: Ein Paket Briefe mit hellbraunem Schnürsenkel verschnürt. Die sind von Helene.  Alles Briefe aus Amerika. Dabei ist sie doch als Studentin dort gewesen. Die müssen mehr als einen Umzug mitgemacht haben. Gut, schießt es mir durch den Kopf, dass ich heute Abend nichts vorhabe. Da habe ich gleich was zu Lesen. Vielleicht sollte ich sie Helene zuschicken. Das sind ja Erinnerungen, die sie womöglich nicht mehr so präsent hat.

Jetzt kann es losgehen. Die Pizza-Brote, mal was Warmes für den Magen, waren eine gute Idee. Dabei waren die aus dem Kinderkochbuch. Dazu ein nicht kindgerechter Weißwein, und es geht zum gemütlichen Teil über.

Wie war das noch? Wie fing es an?